Dakar, im April 2025
Bei meinem letzten Besuch im Senegal im März 2024 war das Land in Hochstimmung. Die Oppositionskandidaten Diomaye Faye und Ousmane Sonko hatten die Wahlen gewonnen, man hatte große Hoffnungen. Ein Jahr danach stellt sich heraus, dass der Expräsident Macky Sall sein Land um eine große Summe betrogen hat. Die damalige senegalesische Regierung hat von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfond einen Kredit über umgerechnet 1524490170 EUR erhalten. Das Geld wurde an das Finanzministerium überwiesen, das es wiederum seinen Günstlingen zukommen ließ.
Gestern wurde drei ehemaligen Ministern eine Vorladung am höchsten Gericht Senegals zugestellt. Sie werden sich rechtfertigen müssen, was mit den Krediten geschehen ist.
Die Weltbank wird Senegal keine weiteren Kredite gewähren, solang der Verbleib der Gelder nicht geklärt ist.
Die senegalesische Regierung ist derzeit nicht in der Lage, ihre Beamten zu bezahlen. Macky Sall, der ehemalige Präsident, ist in Marokko im Exil. Seit kurzem gibt es ein Auslieferungsabkommen zwischen den beiden Ländern. Dem Vernehmen nach plant Macky Sall, den Senegal zu verlassen und ins Exil in die Elfenbeinküste zu gehen, um einem Gerichtsprozess im Senegal zu entgehen.
Die wirtschaftliche Situation hat sich deutlich verschlechtert. Die Preise für Grundnahrungsmittel sind gestiegen, die Kriminalität hat zugenommen.
Sorgen macht uns die Situation der Frauen im Senegal. In den Familien unseres Projekts sind die meisten Frauen alleinerziehend. Sie kümmern sich um die Kinder, führen mit den Töchtern den Haushalt und versuchen, sich mit Jobs im informellen Sektor über Wasser zu halten. All das kostet sehr viel Kraft. Die Frauen sind sehr ernst, die immensen Probleme rauben ihnen die Lebensfreude.
Malika Vision setzt sich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche die Schule besuchen können. Es ist uns auch wichtig, dass sie nach ihrem Schulbesuch eine Berufsausbildung absolvieren. Sie müssen dafür teure Ausbildungszentren besuchen. Das Modell der betrieblichen Berufsausbildung existiert im Senegal nicht.
Ausserdem finanzieren wir ärztliche Behandlungen. Mincady ermahnt die erschöpften Mütter immer wieder, mit ihren Kindern lebensnotwendige Untersuchungen durchzuführen. Sie müssen dafür die staatlichen Krankenhäuser aufsuchen und stundenlang warten, bis sie an die Reihe kommen. Es ist verständlich, dass sie die Untersuchungen nicht regelmäßig wahrnehmen. Am Untersuchungstag verdienen sie nicht das Notwendige, um abends ein Essen präsentieren zu können.
Die Eltern haben nach der langen Zusammenarbeit begriffen, dass Malika Vision ihnen helfen will, ihr schweres Leben zu bewältigen. Entsprechend herzlich war der Empfang bei den meisten Eltern. Die Gesten, die Umarmungen geben mir Kraft, mir dieser manchmal sehr entmutigenden Arbeit zu stellen.
Malika Vision e.V. dankt allen Paten und Spendern für ihr Engagement und ihre Unterstützung dieses Projekts.
Herzliche Grüße
Sabine Leibl
1. Vorsitzende Malika Vision e.V.
