Dakar Senegal

Update März 2024

Liebe Patinnen und Paten, liebe Freunde von Malika Vision,

meine diesjährige Reise steht im Zeichen der Präsidentschaftswahlen am 24. März. Im Vorfeld hat der amtierende Präsident eine Amnestie für politisch Inhaftierte verfügt, auch der aussichtsreiche Kandidat der oppositionellen Partei Pastef, Ousmane Sonko, wurde freigelassen. Er darf allerdings nicht kandidieren, die Partei hat einen Ersatzkandidaten benannt. Selbst der von ihm benannte Ersatzkandidat Bassirou Diomaye Faye wurde erst kurz vor den Wahlen aus der Haft entlassen.

Im ganzen Land fanden Wahlkampagnen gestand, es war eine gewisse Spannung zu spüren. Inzwischen liegt das vorläufige amtliche Endergebnis vor. Demnach hat Bassirou Diomaye Faye die Wahl gewonnen. Er möchte das Land von Grund auf verändern, die Korruption und die Abhängigkeit von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich verringern.

Wahlberechtigt war theoretisch jede Person ab 18 Jahren. Allerdings gibt es im Senegal Personalausweise mit dem Hinweis „nicht wahlberechtigt“. Um einen Personalausweis mit Wahlberechtigung zu erhalten, muss man sehr früh aufstehen, sich bei der Polizei in eine Schlange stellen und stundenlang warten, bis man die Genehmigung für einen solchen Ausweis erhält. Weniger hartgesottene Demokraten dürften an dieser Aufgabe verzweifeln. Binta, unsere frischgebackene Restaurantchefin, konnte am Sonntag nicht zum Wählen gehen.

Nogaye hat trotz langer Bemühungen keinen Personalausweis bekommen. Die Geburtsurkunde ging seinerzeit verloren. Im Krankenhaus, in dem Nogaye zur Welt kam, können keine Unterlagen aufgefunden werden. Sie wird im Juni ihre schulische Abschlussprüfung im Restaurantfach ablegen, an der staatlichen Prüfung kann sie mangels Ausweisdokumenten nicht teilnehmen.
Wir haben die Jugendlichen nach ihren Berufswünschen gefragt. Fifi kann sich vorstellen, zur Feuerwehr zu gehen, die Polizei ist auch eine Option, und das Präsidentenamt würde ihr auch gefallen. Gestern sprach sie davon, dass sie sehr gern zeichnet und sich eine Ausbildung zur Modedesignerin vorstellen kann.

Malika Vision hat bislang drei jungen Mädchen eine Ausbildung im Restaurantfach ermöglicht (Nogaye, Ndeye Sokhna und Binta) und Awa Diop zur Schneiderin ausbilden lassen. Lamine besucht imzweiten Jahr eine Schule für Elektrotechnik.

Es gibt im Senegal nicht die Möglichkeit, eine Berufsausbildung in einem Unternehmen zu absolvieren. Unsere Jugendlichen besuchen daher private Ausbildungseinrichtungen. Die monatlichen Gebühren liegen bei 20-40€.

Bouya und Omar träumen davon, mit ihrer Passion, dem Fußballspiel, Geld zu verdienen. Wir suchen seit längere nach einem guten Verein, der sie aufnimmt. Gestern haben sie an einem Probetraining des renommieren Vereins AFA (Grand Yoff) teilgenommen. Der Coach war angetan von ihrem fußballerischen Können und möchte sie gerne in die Fußballakademie aufnehmen. Allerdings fehlen unserem kleinen Verein dafür die finanziellen Mittel. Wir werden versuchen, über entsprechende Konditionen zu verhandeln.

Der Vereinsvorsitzende wies in unserem Telefonat darauf hin, er könne jungen deutschen Fußballspieler:innen ein Praktikum in Dakar anbieten. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei mir.

Die Schicksale mancher Familien machen mir sehr zu schaffen. Im Herbst rief eine verzweifelte Dame mehrmals bei Mincady an, sie brauche dringend Hilfe. Glücklicherweise meldete sich in dieser Zeit ein Herr bei mir, der Interesse an zwei Patenkindern hatte. Mme. Djigaly hat ihren Mann 2021 verloren, er starb an Covid. Das Paar hat vier Kinder. Der Größte macht eine Ausbildung zum Ingenieur, die Tochter Adja musste ihre Ingenieursausbildung abbrechen, da die Mutter keine zwei Ausbildungen finanzieren kann. Khady, die dritte, musste die Schule verlassen. Malika Vision hat die Schulgebühren für Khady Djigaly übernommen. Adjas Mann ist am 24. Dezember, zwei Tage vor der Geburt seiner Tochter Fatima, aus dem Senegal geflohen, um sein Glück in Europa zu versuchen. Er ist, wie viele andere, im Mittelmeer ertrunken.

Unser letzter Besuch am Samstag galt der Familie von Ndeye Fatou Sall und Alioune Ndioye. Die Familie wohnte am Malikasee, bis in der Regenzeit das Wasser kam. Die Großmutter fand sich in ihrem Zimmer einer Python gegenüber. Die Großfamilie suchte lange nach einer bezahlbaren Unterkunft, sie mussten weit wegziehen, die Kinder mussten einen Schulwechsel verkraften. Wir haben einen weiten Weg auf uns genommen, um die Familie zu besuchen.

Nun verbringe ich noch drei erholsameTage an der sog. Petite Côte, bevor ich am Donnerstag morgen zu meiner Familie zurückkehre.

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung unseres Projekts.

Viele Grüße aus dem Senegal

Sabine Leibl
1. Vorsitzende Malika Vision e.V.

PS. Im Vorfeld haben alle Paten ein Foto ihres Patenkinds erhalten.
PPS. Wie viele von Ihnen wissen, wurde unser Projektpartner Mincady Coulibaly infolge einer polizeilichen Festnahme über das Wochenende inhaftiert, da man ihn bezichtigte, an einer Demonstration gegen Macky Sall teilgenommen zu haben. Dabei wurde sein Trommelfell verletzt. Die ärztliche Behandlung hat leider nicht dazu geführt, dass das Loch im Trommelfell verheilte. Er wird sich einer Operation unterziehen müssen. Trotz seines Handicaps fährt er jede Woche zu den Familien und hört sich geduldig die Sorgen und Probleme an. Vielen Dank, lieber Mincady.

Photo by Awa Aidara on Unsplash