Liebe Patinnen und Paten, liebe Freunde von Malika Vision,
Am Samstagmorgen auf dem Weg zur Busstation wurde Mincady, unser Projektpartner, von der Polizei festgenommen unter dem Vorwurf, er habe an einer nicht genehmigten Demonstration für Ousmane Sonko teilgenommen. Sonko, der aussichtsreiche Präsidentschaftskandidat der Opposition, war am Freitag inhaftiert worden unter dem Verdacht, einem Polizisten ein Handy entwendet zu haben. Am Freitag kam es erneut zu heftigen Unruhen, Busse wurden in Brand gesetzt.
Mincady versuchte den Polizisten zu erklären, dass er auf dem Weg nach Malika war. Er wurde zusammen mit Kleinkriminellen und Demonstranten in eine Zelle der Polizeistation verbracht und durfte nach seiner Festnahme zwei Personen anrufen, um sie zu informieren. Er bat mich bei seinem Anruf, Kontakt zu seiner Nachbarin Honorine aufzunehmen. Honorine kümmerte sich um seine Ernährung, ich stellte den Kontakt zu seinen Verwandten her. In den senegalesischen Polizeistationen und Gefängnissen gibt es für Inhaftierte keine Nahrung.
Am Sonntag teilte mir Honorine mit, es gehe Mincady nicht gut, er esse kaum und die Nächte auf dem Fliesenboden in großer Enge setzten ihm zu.
Glücklicherweise wurde er am Montagmorgen nach Intervention von einflussreichen Familienangehörigen auf freien Fuß gesetzt, alle anderen Demonstranten wurden in das Gefängnis in Dakar verbracht, ohne von einem Untersuchungsrichter zu den Vorwürfen befragt zu werden.
Mincady hat in Erfahrung gebracht, dass alle Personen, die verdächtigt werden, an einer Demo für Sonko teilzunehmen, nach einem neuen Dekret des Innenministeriums ohne Gerichtsverhandlung inhaftiert werden.
Er berichtete mir, dass er geschlagen und gekratzt wurde, sein Hemd wurde bei seiner Verhaftung zerrissen. Er klagt über Prellungen am Körper und Ohrenschmerzen.
Mincady wird sich zunächst von den Folgen der Verhaftung erholen und seine Arbeit wiederaufnehmen, sobald es ihm besser geht.
Andreas und ich haben gestern beschlossen, gegen den für uns unverständlichen, ablehnenden Bescheid der Deutschen Botschaft Einspruch einzulegen.
Es ist erstaunlich, dass ich für mein ehrenamtliches Engagement im Senegal 2018 auf das Bürgerfest des Bundespräsidenten eingeladen wurde, unser Partner aber nicht nach Deutschland einreisen darf, weil man ihm unterstellt, nicht rückkehrwillig zu sein.
Ich danke allen für die Unterstützung unserer so wichtigen Arbeit im Senegal.
Herzliche Grüße
Sabine Leibl
1. Vorstand Malika Vision e.V.
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